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Kann die Bibel im dritten Jahrtausend nach der Geburt Christi wirklich noch als die Quelle der Erkenntnis
angesehen werden? Viele renommierte Vertreter der modernen Bibelwissenschaft haben dem Buch der
Bücher diesen Rang abgesprochen. Für sie ist das Urdokument der Christenheit vor allem noch eine
Quelle historischer Erkenntnis, die uns Einblicke gewährt in die geschichtliche Entwicklung der
jüdischen Religion sowie in die Entstehungsgeschichte der christlichen Kirche. Die Schriften des Alten
und Neuen Testaments sind nach ihrem Urteil von Menschen geschrieben worden, die bestimmte
historische Ereignisse aus ihrer eigenen, innerweltlichen und geschichtlich bedingten
Glaubensperspektive gedeutet und verarbeitet haben. Wäre diese Einschätzung vieler Bibelforscher
richtig, so hätte die Bibel für die Erkenntnis der Stellung des Menschen in der Welt und für die Suche
nach Gott praktisch keine Relevanz mehr.


Es gibt jedoch zwei Gesichtspunkte, die von der universitären Bibelwissenschaft heute völlig außer Acht
gelassen werden. Zum einen die ungemein faszinierende Einsicht, dass die Hauptlinien der
neutestamentlichen Theologie, die doch gemäß der aktuellen historisch-kritischen Bibelauslegung im
Wesentlichen erst aufgrund der traumatischen Erfahrung der Kreuzigung Jesu entstanden sein sollen, in
geheimnisvoller Weise bereits in allen Teilen des Alten Testaments aufgefunden werden können – wovon
sich jeder, der bereit ist, sich aufmerksam und unvoreingenommen auf die alten Texte einzulassen, selbst
überzeugen kann. Und zum anderen die bedeutsame Feststellung, dass die Schreiber der
neutestamentlichen Schriften – etwa der Apostel Paulus – bezeugen, dass vom Evangelium Christi eine
wirksame Kraft ausgeht, die für den Menschen schon hier und jetzt erfahrbar ist. Wer mit der
neutestamentlichen Botschaft ernst macht und lernt, ein Leben im Glauben zu führen, kann diese Kraft
des Evangeliums an sich selbst erleben.


Beides, die Entdeckung des Evangeliums im Alten Testament und die erfahrbare Kraft des Wortes Gottes,
machen deutlich, dass die Bibel mehr ist als nur Menschenwort. Es ist zwar von Menschen geschrieben
worden – zu verschiedenen Zeiten –, doch der Geist Gottes hat sie beim Schreiben wunderbar geleitet.
Wie verlässlich die Texte sind, können wir an der erstaunlich feingliedrigen Übereinstimmung von Altem
und Neuem Testament erkennen. Wir haben es in der Tat mit göttlichen Texten zu tun, denen wir Satz für
Satz vertrauen können. Wenn wir die Bibel in dieser Überzeugung studieren, dann hat das weitreichende
Konsequenzen für unser ganzes Denken und Leben. Und ja, dann ist die Bibel die Quelle der Erkenntnis!


In der Apostelgeschichte (24,14) kann man von Paulus lesen, dass sein Leben für Gott so beschaffen war,
dass er allem glaubte, was in dem Gesetz und den Propheten geschrieben steht. Aus einem solch
umfassenden Glauben an die Schriften des Alten Testaments sind auch die Schriften des Neuen
Testaments entstanden. Sie verdienen ebensolches Vertrauen und müssen ganz auf dem Hintergrund des Alten Testments verstanden werden.


Auf dieser Seite werden Predigten zur Verfügung gestellt, die dabei helfen sollen, die biblischen Texte aus
dem Gesamtzusammenhang von Altem und Neuem Testament zu verstehen. Ihr Anliegen ist es, den
christlichen Glauben als eine lebendige Wirklichkeit aus den frühesten Quellen zu schöpfen – so wie er
einst von den Aposteln den ersten Gemeinden verkündigt wurde. Christus steht dabei im Zentrum. Der
Blick ist auf das Kreuz gerichtet. Das Ziel ist die Belebung und Erneuerung des Glaubens durch die
Vertiefung der Heiligen Schrift.

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Das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, eine Torheit.
Uns aber, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft.

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1. Korinther 1, 18

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